Ein kunsttherapeutisches Projekt des Künstlers Harald Kienle und der Kunsttherapie einer Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Photographische Begleitung H. E. Barfus
Die entstandenen Werke wurden im Rahmen eines einwöchigen Projektes „die Vielfalt macht`s – bunte Begegnungen in Fürth“ ausgestellt. Gefördert wurde die gesamte Aktion von der „Christel-Beslmeisl-Stiftung für soziales Engagement in Fürth“ unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Dr. Thomas Jung.
Der Titel des Projekts geht auf die 1874 erschienene Novelle von Gottfried Keller zurück, in der ein Schneidergeselle aufgrund seines modischen Äußeren für einen polnischen Grafen gehalten wurde. Auf den Namen der Novelle geht wohl auch das Sprichwort zurück.
Die teilnehmenden Frauen entwarfen frei und individuell, getragen von ihren Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten „ihr Kleid“.
Sinnliches Erleben mit bestimmten Materialien und das Spielen und Experimentieren mit Formen, Farben und Materialien, dabei eintauchend in märchen- und zauberhafte Welten, begleitete sie beim Fertigen ihrer zweiten Haut.
Wie unsere erste Haut zwischen innen und außen vermittelt, vermittelt Kleidung zwischen uns und den anderen. Wobei sie nicht nur nach außen, sondern auch nach innen ihre Wirkung entfaltet.
Ihre fantasievollen, originellen „Kleider“ drücken aus, äußern sich, beziehen Stellung – sind Schnittstelle zwischen Innenwelt – Körper – Umwelt und gewähren uns einen Blick in menschliches Sein.
Es entstanden sprechende, erzählende Hüllen, welche sich uns offenbaren, wenn wir ihnen still und aufmerksam begegnen. Gleich einem bunten, fröhlichen Vogel kann frau sich leicht und befreit von der Erdgebundenheit des Körpers, der Schwere des Erlebens erheben, dem alltäglichen erduldeten Grau entfliegen. Im Schutz der Bekleidung kann frau sich vor den Blicken verbergen und gleichzeitig zeigen, was sich dahinter verbirgt, kann im „Geheimen“ erkannt werden. Sie kann zeigen, was sie glaubt nicht zu sein, aber gerne wäre. Macht- und würdevoll kann sie der Welt gegenübertreten und diese Stärke, welche sie aufrichtet, fühlen und verkörpern.
Text Marlene Paul, Photo H.E. Barfus, genannt Heinrich Paul