Träumerin

ROMEO:        Ich hatte diese Nacht ’nen Traum

MERCUTIO:   Nun seh ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht.

ROMEO:          Frau Mab, wer ist sie?

MERCUTIO:

Sie ist der Feenwelt Entbinderin.
Sie kommt, nicht größer als der Edelstein
Am Zeigefinger eines Aldermanns,
Und fährt mit ’nem Gespann von Sonnenstäubchen
Den Schlafenden quer auf der Nase hin.
Die Speichen sind gemacht aus Spinnenbeinen,
Des Wagens Deck aus eines Heupferds Flügeln,
Aus feinem Spinngewebe das Geschirr,
Die Zügel aus des Mondes feuchtem Strahl;
Aus Heimchenknochen ist der Peitsche Griff,
Die Schnur aus Fasern; eine kleine Mücke
Im grauen Mantel sitzt als Fuhrmann vorn,
Nicht halb so groß als wie ein kleines Würmchen,
Das in des Mädchens müßgem Finger nistet.
Die Kutsch ist eine hohle Haselnuß,
Vom Tischler Eichhorn oder Meister Wurm
Zurechtgemacht, die seit uralten Zeiten
Der Feen Wagner sind. In diesem Staat
Trabt sie dann Nacht für Nacht; befährt das Hirn
Verliebter, und sie träumen dann von Liebe…………..

(William Shakespeare: Romeo und Julia
Monolog: Mercutio Akt 1 Szene 4
Deutsch von August Wilhelm von Schlegel)

Tonskulptur  „Träumerin“, Marlene Paul, 1996, ursprünglich mit Acryl bemalt

Serielle Photographie H. E. Barfus,  genannt Heinrich Paul,  1996 bis 2017